Welches Filament?

Ich persönlich habe keine Ahnung von 3D-Druck. Dies werde ich hier in Lübeck zusammen mit dem lokalen Hackerspace machen. Das Thema hatten wir schon einige Male im Slack, ich will es hier aber nochmal zentral sammeln, da man die Infos im Slack nicht wiederfindet:

  • Welches Filament eigentlich sich am Besten für den Druck der Gehäuse? Warum?
  • Welches Filament eigentlich sich gar nicht für den Druck der Gehäuse? Warum?
  • Wie viel Filament benötigt man für ein Gehäusesatz?

In der Doku ist die Rede von PETG, und @gluap schrie mal im Slack:

We printed everything in PETG. Spools were from two different manufacturers, Tinmorry and DasFilament

Welches Filament sollte man / sollte man nicht benutzen:
Die Hauptanforderung ist, dass man es besser nicht aus PLA macht. PLA ist quasi das „Einfachstzudruckende“ Filament und der Default mit dem viele indoor-Sachen drucken. PLA hat einen Glasübergangspunkt von 60°C. Ich hatte schon cases aus gelbem und rotem PLA in einer ähnlichen location am Fahrrad hängen wie den OBSund bei Sonneneinstrahlung verzieht sich das durch Temperatureinwirkung.

PETG (polyethylene terephthalate glycol) ist einfach das nächsteinfach druckbare Filament mit einem höheren Glasübergangspunkt - der liegt bei PETG bei 80° und das wird am Fahrrad nicht so leicht erreicht. Im Gewächshaus geparkt oder als schwarzes Gehäuse im Auto unter der Windschutzscheibe könnte das auch an seine Grenzen kommen, aber bisher haben wir unter den Darmstädter OBSen aus PETG keine verzogenen.

Man könnte aber theoretisch alle Filamente nehmen, die es heißer aushalten und ausreichend steif sind. Viele davon sind aber schwerer druckbar als PETG und auch teurer. Schwerer druckbar sind sie unter anderem, weil sie sich beim Drucken verziehen - und deshalb auch oft eine Druckereinhausung brauchen, damit sie beim Drucken nicht von der Platte hopsen. ABS, also das Zeug aus dem Legos gemacht werden wäre z.B. so ein Kandidat. Bis man das so weit hat, dass die Schienen für die OBS-Halterung und die Displayhalterung passen, und auch evtl. die Platinenschraublöcher an der richtigen Stelle sind, muss man dann sehr viel tunen. PETG verzieht sich weniger und ist deshalb leichter maßhaltig zu drucken. Auch ist der Schmelzpunkt von PETG noch unter der Grenztemperatur des Teflonschlauches mit dem viele günstigere Bowdenzugprinter arbeiten - So hat man keine Gefahr durch Teflonausdünstungen am Hotend.

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Wieviel FIlament benötigt man?:
Die Druckeinstellungen die ich empfehlen würde für .4mm Druckdüse wären:

  • 3 shells minimum.
  • Infill min 20%, außer für die OBS Klammer, für die idealerweise die Endbereiche mit 100% Infill gedruckt werden sollten.

Wenn man die Teile in den Slicer zieht rechnet der relativ genau aus, wie viel Filament das am Ende ist, grob 150g, wenn du 200g rechnest ist ein bisschen Luft falls das eine oder andere Teil etwas dichter gedruckt werden soll. Das Filament ist das billigste am OBS.

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Zu Anfang hatte ich überlegt in ABS zu drucken, da dieses auch mit der UV Strahlung gut zurechtkommt. PETG ist da nicht so robust. Aber letztendlich ist der Druck und die Verarbeitung von PETG einfacher als mit ABS. Wir haben 10 OBS Gehäuse gedruckt alle mit PETG, mit Infill von mind. 30%. Nachdem Verleih von 9 OBS im letzten Sommer konnte ich nach 3 Monaten bei den OBS Gehäusen keine Beeinträchtigung erkennen durch UV oder Verformung durch Hitze etc. PETG hat sich bei uns bisher bewährt. Ich denke auch nicht das wir die OBS die nächsten 5 Jahre im prallen Sonnenschein einsetzen. Und wenn was kaputt ginge, würden wir ein Teil einfach nachdrucken. Es wäre interessant zu hören ob jemand mit ABS gedruckt und die Erfahrungen dazu.

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die erreichte Temperatur in direkter Sonneneinstrahlung ist erheblich von der Farbe abhängen.

80° C sind bei schwarz im Sommer kein Problem, insofern sollte man vielleicht doch besser zu helleren Gehäusefarben tendieren. Nicht zuletzt auch wegen der verwendeten Litium-Ionen Batterie.

Wenn die Oberfläche 80° C des Gehäuses erreicht oder gar überschreitet, wird das ungelüftete Innere Temperaturen von mehr als 60° C annehmen, was außerhalb der Spec. der Litium-Ionen Batterie liegt.

Wenn man selbst druckt, geht PLA sicher auch, man sitzt ja quasi an der Ersatzteilquelle. Für die meisten Teile (bis auf die Sliderbefestigung und Seatpost) dürfte ein gutes PLA völlig ausreichend sein. Nur was ist ein gutes PLA - eines das sich gut Drucken lässt (und dabei auch noch schön aussieht) oder eines, dass eine vernünftige Verschweisung zwischen den Layern aufweist. Da habe ich schon dermaßen große Unterschiede gesehen (gerade die matten PLA’e sehen häufig sehr schön aus und halten gar nichts), dass ich nur Teile damit drucken würde, die wirklich keinen mechanischen Belastungen ausgesetzt sind. Die Umwelteinflüsse sind schon Belastung genug.

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Ich habe schon rotes und quietschgelbes PLA von der Sonne deformiert gesehen. Sonne kann also für „PETG am besten auch heller“ sprechen, aber weniger für „PLA in hellen Farbtönen ist definitiv safe“. Klar, kann es sein dass mache PLA Pigmente mehr oder weniger infrarot reflektieren, aber das herauszufinden dauert vermutlich länger als es einfach in PETG „oder heißer“ zu drucken.

Den Schluss mit „Keine tragenden Teile fürs OBS aus PLA“ würde ich jedenfalls so unterschreiben. Mir ist schonmal ein OBS an der Klammer gebrochen und fast in die Speichen gekommen, das brauche ich nicht nochmal. Aber wenn sich das Displaygehäuse verzieht… :man_shrugging:

Wir benutzen bei uns Extrudr Greentec - quasi ein verbessertes PLA mit einer Wärmebeständigkeit von 115° (noch nicht selbst überprüft, aber auf Youtube haben es anscheinend andere schon getestet :wink: ).

Bisher keine Probleme und leicht zu drucken.

Weitere Erfahrungen habe ich mit dem PLA NX2 ebenfalls von Extrudr. Hier habe ich eine Halterung für den Fahrrad-Anhänger gedruckt (geplant als Prototyp, aber hält überraschenderweise :smiley: )

Beim Infill (Cubic) bin ich generell noch nie über 20% gegangen. Dafür gern min. 3 Konturen und 3-4 Boden- und Top-Layer.

Drucker: Ender 3v2 (Bowden)