Überholvorgang ohne Messwerte oder Ermittlung "guter Radstrecken"

Design & Entwicklung Firmware
#1

Hallo zusammen,

wir haben in Osnabrück seit Anfang Februar einen neuen breiten Radweg. https://itstartedwithafight.de/2023/02/09/endlich-aufgepoppt/ Weitere Änderungen sind in Planung. :metal:
Nun würden gerne die Verbesserung mit Daten unterfüttern. Die ersten Auswertungen zeigen eine Verschiebung des Medians nach oben. Leider können wir derzeit nur dann einen Überholvorgang loggen, wenn ein Messwert angezeigt wird.

Mein Wunsch: ich fänd in der Firmware die Möglichkeit charmant, dass man bei Überholungen ohne Abstands-Messwert totzdem einen Datensatz speichern kann, der dann im Portal „grün“ angezeigt wird. Als Wert könnte dann z.B. 3m oder 3,5m als fiktiver Wert hinterlegt werden, um Auswertungen zu ermöglichen.

Ziel: Schaffung von Vergleichsmöglichkeiten bei echter Erhöhung der Radwegbreite.

Falls nicht möglich, oder nicht sinnvoll: Welche Möglichkeiten hätten wir alternativ, um der Verwaltung und insbesondere auch der Politik den Mehrwert der Verbesserungen in der Radinfrastrutkur mit OBS-Daten zu untermauern?

Könnte man hier das Verhältnis von Befahrungen und einer geringen Anzahl an Messwerten ins Verhältnis setzen? Bei einer guten Radstrecke, z.B. in ruhigen Nebenstraßen oder separaten PBL an Hauptverkehrsadern, wäre das ja das Ziel: Viele Fahrten, wenig Überholungen, und wenn, dann mit ausreichend Abstand.

Danke und viele Grüße
Markus

#2

Hallo @markus
hat du schon mal versucht, im Portal den Filter „Anzahl Befahrungen“ einzuschalten? Die könntest dann die Zahl der Befahrungen mit den Messwerten korrelieren.

#3

Tatsächlich werden bereits Datensätze geschrieben, wenn man auf den Sensor drückt und gerade keine korrespondierende Überholungsmessung aus den letzten 5 Sekunden vorliegt.

Wir empfehlen nur bei echten Überholvorgängen (Fahrrad auf der Fahrbahn oder auf einem Angebotsstreifen) zu drücken, weil der OBS nicht unterscheiden kann ob man auf dem Radweg oder auf der Straße fährt.

Deshalb finde ich deinen zweiten Vorschlag gut: Dass auf einer Strecke nicht mehr überholt wird, weil echte Radweginfrastruktur geschaffen wurde, lässt sich bereits anhand der Anzahl der Befahrungen im Verhältnis zur Anzahl der Überholvorgänge ablesen. Mit etwas Arbeit kann man das schon auf der Karte sehen, wenn man eingeloggt ist sogar im Vorher-Nachher-Vergleich

Hier ist die externe Analyse aber noch nicht so einfach, weil die Befahrungshäufigkeit derzeit nur als pbf und nicht als JSON exportiert wird, vermutlich wäre es das beste, dort anzusetzen (also im Portal und nicht in der Firmware).

Auf ganz organisatorischer Ebene kann man ja auch kommunizieren: Hier an dieser Stelle die komplett rot war haben wir echte Radweginfrastruktur geschaffen - gefahr erkannt, gefahr gebannt!

#4

Hi,
Ja die Befahrungen habe ich gesehen. Daher die Idee. Leider kann man die derzeit nicht exportieren und somit nicht ganzheitlich auswerten.
Eine Möglichkeit auf Basis der Werte hier Empfehlungen für relativ gute Strecken geben zu können wäre natürlich schön.
Eine gute Alternative ersetzt allerdings keine gute Infrastruktur zB in Gewerbegebieten die ja auch von Radfahrern erreichbar sein müssen.

Paul, ich verstehe den Ansatz für die Messung nur bei echter Überholung. Den haben wir auch als Credo ausgegeben.
Den Mehrwert von Invest in gute Infrastruktur aufzeigen ist für uns auch ein wichtiger Aspekt damit weiterhin noch mehr passiert.

Grüße
Markus

#5

Entschuldige - ich wollte dir nicht zu nahe treten, sondern damit nur sagen, dass ich den Vorschlag, das in der Firmware zu machen für nicht praktikabel halte, weil das OBS eben nicht entscheiden kann ob man auf dem Radweg oder auf der Straße fährt, müsste man den Nutzern sagen „Drücke Überholvorgänge NUR Wenn es einen linken Messwert gibt, drücke wenn du auf neuer Radinfrastruktur fährst und diese liken willst und dann nur wenn es KEINEN linken Messwert gibt. (z.B. weil da eine Barriere zum Straßenverkehr steht)“ Diese Entscheidung in 5 Sekunden zu treffen wenn man auf dem Fahrrad sitzt und dazu noch überholt wird finde ich nicht praktikabel.

Ich bin voll bei dir, was das Loben guter Infrastruktur angeht. Wer das Radfahren besser macht sollte sich auch damit schmücken dürfen. Fändest du es denn hilfreich, wenn man die Befahrungen exportieren könnte? Im Grunde sind Befahrunge/Überholvorgang ja fast immer proportional zur Streckenqualität - obs jetzt ein Radweg ist oder eine Radverkehrsfreundliche Nebenstraße.

#6

Hi Paul,
ich fühle mich nicht im geringsten angegriffen :slight_smile: Ich freue mich über die gute und konstruktive Diskussion.
Eine Alternative zur Firmware wäre mir auch sehr recht und ich denke auch die bessere Option. Gerade der Aspekt mit dem 5 sec Zeitfenster ist ein valider Punkt.

Für die Auswertung sehe ich daher den Zusammenhang von Anzahl Fahrten und weniger Überholungen ein guten Indikator.

Was genau meinst du mit „Im Grunde sind Befahrunge/Überholvorgang ja fast immer proportional zur Streckenqualität“? Befahrung und Überholvorgang als Verhältnis oder als alternative Begriffe? Ich kann es grad nicht deuten.

Wie funktioniert die Auswertung der Befahrungen?
Ich habe unsere Datenbank schon exportiert und arbeite auf dem Datensatz in Excel. Daher könnte ich auf der Basis mal etwas rumspielen und versuchen das nachzustellen und auf der Basis KPIs zu bilden.

Diese dann optisch in der Karte hervorzuheben wäre natürlich dann eine charmante Option für die visuelle Darstellung.

Grüße
Markus

#7

@markus ich meinte image. Ist diese Zahl größer, ist die Strecke meist besser. Ausnahme evtl. sehr Enge stellen, an denen überholen physikalisch unmöglich ist, und wo die Drängler sich nur so hinter dem Fahrrad stauen.

Die Auswertung der Befahrungen steht in der road_usage Tabelle für die jeweiligen Straßensegmente. Das schwierige wird in Excel sein, die richtige segment-id zu finden. In der road Tabelle finden sich die Segmente nebst Straßennamen. Für jede Befahrung eines Segments findet sich eine Zeile in road_usage.

#8

Hi @gluap, danke. Dann hatte ich das doch richtig verstanden.
Kann man im Portal die Farben der Befahrungshäufigkeit ändern, um diese etwas besser hervorzuheben?

Ein Entwickler hat mir zur Tabelle Overtaking_Event die Straßennamen aus der OSM extrahiert.
Damit versuche ich mal den KPI zu bilden. Gerade auf Segmentebene ist das interessant. Ich verbessere punktuell die OSM. Hier könnte man sich für die Auswertungen die OSM Daten mal anschauen, ob Schutzstreifen, Hochboard, PBL etc. richtig erfasst wurden und ggf. neue Segmente geteilt/erstellt werden. Damit kann dann auch noch detaillierter ausgewertet werden.

Grüße
Markus

#9

So, ich hab mal rumgespielt. Es muss eher der Kehrwert Deiner Formel sein. Dann habe ich einen Faktor Überholungen je Befahrung: je kleiner, desto weniger Verkehr.
Dann habe ich mal die prozentuale Verteilung Intervalle 20-120 und 120->160 auf die Überholungen bestimmt. (120, weil der Median in etwa dort liegt und ich kein anderes Intervall auf die Schnelle zur Verfügung habe)
Jetzt habe ich eine Straße mit 178 Befahrungen, 92 Überholungen (macht eine Überholerquote von 51,6%). Davon sind aber nur 16,3% unter 1,20m und 84% über 1,20m.
Nun enden meine einfachen Statistik-Kenntnisse und ich bin müde :wink:
Liege ich mit meiner weiteren Berechnung richtig?
Ich habe die Überholerquote nun mit dem über 120cm und unter 120cm multipliziert. Nun komme ich auf eine Engüberholerquote pro Befahrung von 8,4% und auf eine Weitüberholerquote pro Befahrung von 43,2%.
Könnte man nun sagen, dass Engüberholerquoten je Befahrung unter x% (z.B. 10%) gute Wege sind?

Grüße
Markus

#10

Meine Straße mit 100 Befahrungen sagt ja :wink:

#11

Meine Überlegung ist folgende:

image

Eine Fahrt, 100 Überholungen → Meine Formel: 1/100, kleiner Wert, schlechter Weg :white_check_mark:
100 Fahrten, eine Überholung → Meine Formel: 100/1, großer Wert, guter Weg :white_check_mark:

Wenn man davon den Kehrwert nimmt, bedeutet eine größere Zahl einen schlechteren Weg. Dann ist die Zahl umgekehrt proportional zur Radwegqualität. Meine Zahl hat den Nachteil dass sie bei kleinen Zahlen von Überholvorgängen stark springt. z.B. bei nur einem zweiten Überholvorgang im Beispiel (100 Fahrten, zwei Überholungen) von 100 auf 50.

Dein Wert „% zu enge Überholungen pro Befahrung“ ist sicher ein sinnvoller Wert, der evtl. die „Bedrohungsintensität“ beschreibt.

Ich glaube aber es könnte gut sein, dass es (für das Portal) Sinn macht am ende einfach nur die Anzahl Befahrungen zugänglicher zu exponieren und die Bewertung, was sie bedeutet den lokalen Analysierenden (wie z.B. dir) zu überlassen. Auf unterschiedlichen Wegen können die Zahlen unterschiedliches bedeuten.

#12

Wir sehen das gleiche Problem :slight_smile:
ich würde gerne dem Gedanken von der TU Wildau und @boldt nachgehen und die Auswertungen allen zur Verfügung stellen. Das werden dann deine Formel und meine sein. Vielleicht auch gemischt für kleine und große N.
Wenn jemand auswerten möchte hätte er dann einen Katalog an Auswertungen mit kurzen Erläuterungen zu Erkenntnisse und Einschränkungen der Aussagekraft.

Heute Morgen kam mir die Idee ein Diagramm im Zeitverlauf zu erstellen je Straße wann es eng ist und wann nicht. So wie die Besucherzahlen bei Google. Stichwort: Rushhour vor der Kita und Schule.

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